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| Bild: © n.v.

Eradikation

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Eine Maßnahme, die in nahezu allen großen Anbaugebieten1 seit jeher angewandt wird, ist die Zwangsvernichtung von Drogenfeldern (auch Eradikation). Man versucht mit dieser Taktik, den kriminellen Drogenbanden den Nährboden zu entziehen. Keine Felder – keine Drogen – kein Handel. So zumindest die Idee dahinter.2 Doch der Plan geht nicht auf: Inzwischen hat sich eindeutig gezeigt, dass die zahllosen Vernichtungsmaßnahmen zu keiner nachhaltigen Eindämmung des Drogenhandels führen.1 Das Netz der Drogenhändler ist zu elastisch, in den Ländern gibt es zu viele Möglichkeiten, den Verlust der vernichteten Felder auszugleichen. Lässt die Regierung Drogenpflanzen in einer Region vernichtet, werden sie eben in einer anderen Region wieder angebaut. Fachsprachlich nennt man das den „Ballon Effekt“.2 Die Produktion wird also nicht gestoppt – sie wechselt lediglich den Ort. Manchmal über die Länder hinweg, doch oft auch einfach innerhalb der jeweiligen Grenzen.1 In manchen Fällen ist die Vernichtungstaktik sogar der konkrete Auslöser für einen Anstieg der Drogenproduktion.3 Der Grund: Durch die Zerstörung der Drogenpflanzen sinkt das Angebot an Opiaten und Kokain – doch die Nachfrage bleibt nach wie vor gleich hoch. Der Preis steigt und macht das Geschäft mit den Drogen noch attraktiver.34

Die Eradikationsmaßnahmen haben außerdem negative Konsequenzen für Mensch und Natur. Siehe dafür: Drogen Macht Welt Schmerz: Die verheerenden Folgen der Drogenvernichtung; erschienen Juli 2014 sowie Teil 2 Die verheerenden Folgen der Drogenvernichtung: Gift über Felder; erschienen Juli 2014.

Die Vernichtung der Drogenfelder ist der Versuch, durch eine repressive Politik das weltweite Angebot an Drogen beträchtlich zu verringern. Fast alle wichtigen Staaten haben inzwischen die Konvention ratifiziert, die für die Zwangsvernichtung von Drogenfeldern ausschlaggebend ist. In dem 1988 beschlossenen Text heißt es: „Jeder soll die angemessenen Maßnahmen ergreifen, um den illegalen Anbau von Pflanzen zu verhindern, die berauschende oder wesensverändernde Substanzen enthalten […] und solche Pflanzen vernichten“. Doch diese Worte sind längst keine Freikarte für die Verantwortlichen, Mensch und Umwelt zugunsten einer drogenfreien Welt Schaden zuzufügen. Bereits im nächsten Satz der Konvention sind eindeutige Grenzen gesetzt: „Die angewandten Maßnahmen sollen die grundlegenden Menschenrechte […] sowie den Schutz der Umwelt respektieren“5 Inzwischen hat sich jedoch gezeigt, dass die Vernichtung der Drogenfelder in vielen Fällen genau diese Rechte von Mensch und Natur nicht respektieren. Sobald die Felder mithilfe von Gift zerstört werden, nehmen die Schäden ein noch beunruhigenderes Ausmaß an.2

  1. Human Rights Watch: Human Rights and Drug Policy: Briefing 6: Crop eradication; aufgerufen am 17.Juni 2014 [] [] []
  2. Countthecosts: The War on Drugs: Causing Deforestation; aufgerufen am 17.Juni 2014 [] [] []
  3. Transnational Institute: Bouncing Back: Relapse in the Golden Triangle; erschienen 2014; aufgerufen am 17. Juni 2014 [] []
  4. University for Peace: War on Drugs and War on Terror: Case of Afghanistan; erschienen Frühling 2009; aufgerufen am 17. Juni 2014 []
  5. eigene Übersetzung, Quelle: UNODC: Konvention 1988; aufgerufen am 17. Juni 2014 []

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